Der erste dokumentierte Cargo-Kult ist der sogenannte „Mansren-Kult“, der sich etwa um 1860 in Melanesien bildete. Er entstand vermutlich durch die Kolonisation der Inseln im 19. Jahrhundert und basiert auf der Legende des Mansren, einer mythologischen Figur, der als Messias verehrt wurde. Vermutlich bildete er sich durch die Begegnung mit einem Kolonisten mit einem Namen der nach „Mansren“ klang.

Die Geschichte, die zum Schöpfungsmythos wurde, geht wie folgt:
„Ein alter, hässlicher Mann, der sich gelegentlich Palmwein zubereitet und allein auf einer einsamen Insel lebt, wird eines Tages bestohlen. Der gestellte Dieb namens Morgenstern (Venus) bettelt sich frei, indem er dem alten Mann drei Wünsche zu erfüllen verspricht. Die Wünsche des alten Mannes sind erstens Schönheit und Jugend. Weiterhin wünscht er sich ein Zauberholz, das alle in den Sand gezeichneten Bilder Wirklichkeit werden lässt, und drittens wünscht er sich eine Frucht, die, auf eine Frau geworfen, diese schwanger werden lässt. Schon bald gebiert ein junges Mädchen einen Sohn, der den alten Mann als Vater entlarvt, woraufhin das ungleiche Paar aus dem Dorf verstoßen wird. Seinen Sohn nennt er Konor. Die Fortreise gelingt kraft eines durch das Zauberholz geschaffenen Kanus. Unterwegs erschafft der alte Mann die einzelnen Inseln Melanesiens als Spielplatz für seinen Sohn. Seine Frau erfreut er dadurch, dass er seine alte Haut abstreift, um als strahlender Schönling ihr Herz zu erobern. Diese nennt ihn Mansren (Manseren Mangundi). Um seiner Frau Gesellschaft zu bieten, erschafft er die Menschen und gibt ihnen Recht und Ordnung für ein gedeihliches Zusammenleben. Er selbst steht der Gesellschaft als langjähriger Regent vor. Eines Tages allerdings endet das Glück, da sich verschiedene Völker gegen Mansren erheben. Er verlässt daher sein Reich und geht in ein fernes Land im Westen, wo traditionell das Totenreich der Melanesier liegt. Die von dort kommenden Weißen – bleich wie die Toten – mussten nach Auffassung der Völker von Mansren gesegnet sein. Bevor Mansren eines Tages selbst wiederkehren würde, würde sein Bote erscheinen, sein Sohn Konor. In dem goldenen Zeitalter des Koreri würden Einheit, Überfluss, Friede und Harmonie herrschen.“.
Hier wird der Mahet-Effekt überdeutlich, denn der alte Mann, der als „Mansren“ zu den Ureinwohnern kam und ihnen offensichtlich Gutes tat, wurde später zu einem Mythos und dann zu einer Religion die ihn als „Schöpfergott“ verehrt.
Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Auch wir haben einen ähnlichen Schöpfungsmythos, der einen Messias kennt, der dereinst zurückkommen wird um uns „Einheit, Friede und Harmonie“ zu bringen. Wir wissen heute, dass dieser Mansren-Mythos eine Metapher für Dinge ist, die nicht verstanden werden konnten aufgrund der Kulturunterschiede. Doch was unterscheidet dieses Beispiel z.B. von unserer eigenen Schöpfungsgeschichte, der Genesis und dem „Jesus-Kult“? Die Antwort ist einfach: Nichts. Beruhen also auch unsere Religionen auf dem Mahet-Effekt? Ja, vermutlich und sehr wahrscheinlich.
Als dann 1857 wirklich ein Mann namens „Konor“ auf die Inseln kam und später noch weitere mit diesem Namen (es waren vermutlich christliche Missionare), sah man in ihnen Propheten, denn sie behaupteten, die Vorboten von „Mansren“ zu sein. Natürlich erfuhren die Missionare schnell von dem Glauben an Mansren und nutzten ihn zu ihren Gunsten aus, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
Als 1886 dann das erste Schiff kam und die lang ersehnten „Güter“ (Cargo) brachte, erkannt man jedoch schnell, dass diese „weißen Männer“ keine Götter waren sondern eher Ausbeuter. Es folgten Unruhen und sogar Zerstörungen von Kolonialgebäuden, die auch mit dem Tod von Indigenen endeten.
Der Kult hielt sich jedoch noch bis ins Jahr 1901, bevor er unter der westlichen Unterdrückung zerbrach und endete.
[Auszug aus dem Buch: „der Mahet-Effekt“ von Bryan Blackwater]